Wir führten rund 130 Interviewsmit jungen Ruhrstädtern zwischen 10 und 21 Jahren.
Die Fragen
Unsere Fragen bezogen sich auf das Kunst- und Kulturverständnis der Jugendlichen: Was verstehen sie unter dem Begriff Kultur? In welchen Kunstsparten sind junge Menschen aktiv und welche Themen sind für sie relevant? Welche kreativen Orte werden von ihnen favorisiert? Ob nun Graffiti, Musik, Theater/Tanz – die Befragung ergab ein vielfältiges Bild.
Die Zielgruppe
Inhaltlich war es für diese Forschung wichtig, nicht nur bereits in der Kulturlandschaft aktive Jugendliche zu befragen, sondern insbesondere auch diejenigen, die bisher nur wenig oder gar nicht in der Kulturlandschaft aktiv sind oder keinen Zugang dazu haben.
Die Orte
Die Interviews wurden an den verschiedenen Orten im Ruhrgebiet geführt: bei den Jugendlichen zu Hause, bei Jugendkultur-Veranstaltungen, in Schulen, Jugendclubs, Cafés, Vereinen und auch an urbanen Orten. Ziel war es, hierbei eine breite Masse von jungen Menschen zu erreichen. Die Altersspanne sollte die Entwicklung zur eigenen Kultur veranschaulichen und einen kulturellen Bogen spannen.
Die Aussagen
(…) ich glaube wir suchen. Wir sind in einem ziemlich großen Überfluss groß geworden und dadurch in der Lage, uns ziemlich konkret mit uns selber zu beschäftigen. Und ich glaube, wir suchen… so ein bisschen Brennstoff… so ein Pulver… wir suchen auf eine gewisse Art ne Revolution. […] Die klatschen dich durch‘s Abi und wenn du dann nicht weiß was du tust, sagen die, dass du verloren bist (…) Wir müssen […] so eine gewisse gesellschaftliche Stellung erreichen, (…) damit wir anerkannt sind.
(Ausschnitt aus dem Interview mit Gerrit, 21 Jahre alt)
Die Interviews
Die Fragen wurden in einem persönlichen Gespräch gestellt und auf einem Tonband aufgezeichnet. Die Interviews sind nicht empirisch verwertbar und haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Vielmehr geben sie einen Einblick in das kulturelle Verständnis der InterviewpartnerInnen und geben ihnen ein Gesicht und eine Stimme.
Fragen
Was beschäftigt die jungen Ruhrstädter?
Was halten sie von der Kulturlandschaft im Ruhrgebiet?
Welche Möglichkeiten gibt es, künstlerisch aktiv zu werden?
Welche Impulse gibt die junge Generation an die Kulturschaffenden zurück?
Also: Was ist und bewegt die junge Kultur des Ruhrgebiets?
Antworten
Natürlich gibt es nicht nur eine Antwort. Jugendkultur ist vielfältig. Von der Fußballkultur bis hin zum Bahnhof-Chiller. Von den Theatermachern bis zur Blogger-Welt. Die Jugendlichen bewegen sich in einem großen Spektrum an Möglichkeiten. Gerade das gut vernetzte Ruhrgebiet, ermöglicht den Zugang zu vielen Kultur-Orten an denen man sich bewegen und austauschen kann. Neben den lokalen Kulturorten wie Musikschulen, Jugendclubs, Theatern und Sportvereinen sieht man, dass die Kulturwege der Jugendlichen sich weit darüber hinaus bewegen und kreuzen.
Die Beobachtung
Die jungen Akteure im frühen Alter von ungefähr 10 Jahren probieren sich in verschiedenen Bereichen aus, suchen sich nicht nur ein Hobby, sondern entscheiden auch unabhängig von ihren Eltern, was sie gerne machen wollen. Ab der Pubertät geht das eigene Engagement über den Einfluss der Eltern hinaus, eigene Ansätze und Ansprüche werden verfolgt. Die Entdeckung der eigenen Begabung aus den ersten Rückmeldungen der Öffentlichkeit und der jeweiligen Szene beschäftigt die Jugendlichen.
Die Erklärung
Die Suche nach Anerkennung charakterisiert die Jugendlichen und so auch ihr kulturelles Schaffen: Die Frage nach „wie gut bin ich?“ wird erprobt, eigene Netzwerke mit Gleichgesinnten werden aufgebaut. Es wird Können und Wissen ausgetauscht und verglichen. Das Internet ersetzt mittlerweile Großteile der öffentlichen Räume. Ob über Facebook, YouTube oder Instagram, alles kann öffentlich zur Schau gestellt werden, geographische Grenzen spielen keine Rolle mehr.